So
liebe Leser, nun möchte ich die Berichterstattung über meinen Indienaufenthalt
mit einem kurzen Überblick über die letzten Tage beginnen.
Die sicherlich vorhandenen Rechtschreibefehler und Kommaprobleme bitte
ich zu entschuldigen,
da ich ja momentan zwischen den Kulturen stehe ;-)...
Leider kann
ich noch nicht mit spektakulären Fotos dienen, da mir erst eine
Eingewöhnungphase
für
Land und Leute gönne - und den lieben Indern noch ein wenig Ruhe
vor mir und meiner Kamera :-) !
Anreise
Der Flug von Frankfurt über Istanbul nach New Delhi verlief problemlos
und war halbwegs pünktlich. Wer gerne mit Übergepäck fliegt,
dem sei ein Flug mit Turkish Airlines angeraten - trotz 45 Kg Koffer
und 3 Stück
Handgepäck gab es keine Probleme - in ca. 6 Monaten werde ich sehen,
ob sie auch beim Rückflug so tolerant sind. Im Flugzeug und bei
der Zwischenlandung konnte man sich schon kulturell umstellen - viele
Passagiere beteten und/oder weinten
während des Fluges und nach der Landung wurde sogar geklatscht -
das habe ich bei den fluggewöhnten Westeuropäern lange nicht mehr erlebt.
In Istanbul wäre ich gerne für ein paar Tage ausgestiegen,
da ich das seltene Glück
hatte,
eine
sehr nette und auch noch hübschen Sitznachbarin zu haben ;-) ...
3 Uhr morgens schlug dann das Flugzeug auf der Landebahn in Delhi auf
und die Passkontrolle wurde von einem an seiner Arbeit sehr desinteressierten,
aber trotzdem sehr wichtig aussehenden Beamten erledigt - aber er merkte
zum Glück nicht, das ich mein Rückflugdatum im Einreiseformular
aus
Versehen
in
den Februar
2004
verlegt
hatte...
Dank Prepaid-Taxi-Service konnte ich mir die ersten Preisverhandlungen
in meinem doch recht übermüdeten Zustand ersparen und wir hoppelten
dann in einem nicht TÜV-tauglichen Taxi Richtung Zentrum. Unterwegs machten
wir einen kurzen Tankstop und Fahrer bat mich, während des tankens
auszusteigen, da das Auto explodieren könnte. Zuerst hielt ich das
für einen schlechten
Scherz/Trick, aber als der Tankwart begann, Gas aufzufüllen (aus Emissionsgründen
werden in Delhi inzwischen einige Fahrzeuge - vor allem Busse - mit Gas
betrieben)
und ich mir die Installation im Motorraum dann näher ansah, verstand
ich den Fahrer plötzlich... Das YMCA Tourist Hostel wurde dann mit
frisch gefülltem Tank und nach einigen, selbst für italienische
oder französiche
Strassenverhältnisse, sehr gewagten Fahrmanövern gefunden.
Mein Zimmer hatte ich reserviert und bei 27 Grad Nachttemperatur war
ich beim Einschlafen sehr glücklich, das der Ventilator an der Decke
funktionierte und die Ohrenstöpsel die nötige Ruhe herstellten...
Erste Eindrücke
Durch meinen letzte Indienreise war ich schon recht gut auf die
Eigenheiten des Landes vorbereitet und so blieb mir der Kulturschock
erspart. Ein paar Tage sind trotzdem nötig, um sich wieder einzugewöhnen
und zu realisieren, das man wirklich in Indien ist.
In den ersten
Tagen registrierte ich mich dann bei der Deutschen Botschaft
und
begann,
die
Stadt
zu
Fuss
und
per Motoriksha
zu erkunden.
Dabei bekommt man schnell wieder ein Gefühl für die Preise,
obwohl man anfangs ordentlich über den Tisch
gezogen wird. Neu
Delhi
ist sehr weitläufig und relativ sauber. Es wird an vielen Ecken
gebaut und der wirtschaftliche Boom ist überall offensichtlich.
Die Veränderungen
sind rasant, aber leider wird die Kluft zwischen Armen und Reichen dadurch
nicht kleiner. In Alt Dehli
herrscht dagegen ein irgendwie "organisiertes" Chaos in den engen Gassen
zwischen den alten Häusern. Die Düfte Indiens sind allgegenwärtig
und wechseln von unbekannt gut bis zu sehr delikaten Dingen ...
An einem Abend lud mich der Chef der Firma, für die ich in den
nächsten
6 Monaten arbeiten werde, zum Dinner in ein gehobenenes Restaurant ein.
Das Essen war typisch indisch und sehr lecker. Die Atmosphäre ist ähnlich
wie in einem europäischen Restaurant und die Musik besteht aus westlichen
Charthits, die bei uns vor 1-2 Jahren aktuell waren. Es ist dann schon
sehr eigenartig, danach den wohlgefüllten Bauch in einem klimatisierten
Auto spazieren zu fahren und z.B. an der Ampel einen Mann ohne Beine
auf seinem Rollbrett zwischen den Fahrzeugen herumrutschen zu sehen,
der um ein paar
Rupees bettelt...
Monsun
Der Monsun hat in Delhi bisher nur spärlich (3 Tage mit kurzen
Schauern) eingesetzt, aber andere Teile Indiens stehen unter Wasser.
Bei einem Spaziergang durfte ich die ganze Kraft des Regens hier erleben
- für 1 Minuten fallen wenige dicke Tropfen als Vorwarnung zur Erde
und dann wird die Dusche aufgedreht - binnen Sekunden war ich durchgeweicht
-
aber da der Regen sehr warm ist, konnte ich meinen Spaziergang fröhlich
fortsetzen und wurde nur von den Indern, die überall Schutz suchten, für
ewas Gaga gehalten...
Angekommen
Nach 5 Tagen im YMCA bin ich dann in mein hoffentlich endgültiges(?)
zu Hause für
die nächsten 6 Monate gezogen - die Firma plant jedoch einen Umzug
ihrer Büroräume und deshalb steht noch nicht fest, ob ich die
ganze Zeit hier bleiben kann - aber ich hoffe es, da ich mich hier von
Anfang an sehr
wohl fühle. Mein Zimmer ist im Dachgeschoss des uralten Familiensitzes
"Shareef Manzil"
der muslimischen
Familie
Khan
in Alt Delhi. Ich habe direkten Blick auf die Dächer Delhis und
auf eine belebte
Basarstrasse. Die Temperaturen hier oben sind dank Lüfter erträglich.
Abends sitzt man mit der Familie gemütlich im Innenhof und es wird über
Politik, Religion und anderes diskutiert, aber auch sehr locker geschwatzt.
Im Haushalt sind Diener angestellt und es ist am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig,
sich von ihnen bediene zu lassen. Aber das ist auch "nur" ein
Beruf, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen und sie werden von
der Familie
gut
behandelt. Das Essen ist sehr lecker und die Verdauung funktioniert noch
als brauchbares Einwegsystem !

Mein Zimmerchen
Begegnungen
Es ist auch sehr interessant, was für Leute man hier trifft und welche
Stories einem aufgetischt werden (sicherlich nicht alles Unsinn)
- im YMCA habe ich einen Inder getroffen, der mir von seiner Arbeit
für
den
Verfassungsschutz in Deutschland erzählt hat und die Effizienz ? der
Stasi lobte - er sprach ziemlich gut Deutsch und machte dadurch einen
glaubhaften Eindruck - ich war aber auf der Hut ;-)...
Privatspäre existiert nur im eigenen Zimmer und sonst fast gar nicht
- heute z.B habe ich meinen Pass kopiert (hier heisst "xeroxed")
und jeder der im Laden ist, schaut ihn sich ganz selbstverständlich,
ohne zu fragen
oder
einen
Kommentar
dazu zu geben, an...
Obwohl ich noch einige Seiten füllen könnte, soll es das als Überblick
erst einmal gewesen sein...ich trinke jetzt ersteinmal einen leckeren
indischen Tee (Tjaii)

Ausblick aus meinem Zimmer auf die Strasse
- da ist immer was los - auf der anderen Seite sieht es dafür freundlicher
aus ;-)
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